Interview mit Maximilian, Teil 2

Die Knotenpunkte

 





"Thaylothay und Niwia sind zentrale Orte des Weltgeschehens"

Ein Gespräch mit Maximilian, Zweiter Teil


Frage: Wir haben nun einiges über Madogiknoten erfahren. Was genau geschieht dort?
Max: Der Ort des Madogi ist die bisher ausschließlich künstlerisch und philosophisch verortbare Konsequenz unwahrscheinlicher Geschehnisse. Offenbar gibt es so viele Madogis wie es potenzielle Zustände der Situationen in der Welt gibt. Es ist enorm. Hat man sich einmal mit ihnen vertraut gemacht, erhält die Realität ein komplett neues Gesicht.
Frage: Das Gesicht des Zaubers?
Max: Exakt. Aber es handelt sich hier nicht um ein aufoktroyiertes, anerzogenes Antlitz der Welt. Der Zauber der Dinge wird nicht interpretiert, sondern er kehrt in all seiner Komplexität aus der Kindheit zurück und bemächtigt sich der Wahrnehmung. Er manifestiert sich zudem in einer Gegenständlichkeit, die ihn zwar nicht angemessen abbildet, in ihrer gewaltigen Fantasiekraft jedoch klar auf ihn zurück verweist - ein sinnliches Erdbeben, das die Mauern des Erwachsenseins komplett zum Einsturz bringen kann. Ich weiß, wovon ich da rede.
Frage: Heißt das, dass die Gegenständlichkeit, die Präsenz der Dinge, so stark wird, dass Besuche in den von dir beschriebenen Orten möglich sind?
Max: Absolut. Sie finden definitiv statt. Lügen und Autosuggestion haben ebensowenig Platz in diesem Projekt wie plumpe ökonomische Erwägungen und alles andere, was uns unfrei macht. Dies ist kein Ort für die derzeit so mächtige Dummheit wirtschaftlicher Egoismen, obwohl ich sicher bin, dass dies nur ein temporärer Zustand ist. Keine Täuschung, keine Scharade ist so authentisch, dass sie nicht letztlich entlarvt werden müsste.
Frage: Du hast Niwia also tatsächlich besucht?
Max: Ja. Niwia, Thaylothay, Birgothan und Tekkay sind Momentaufnahmen aus einem großen, dynamischen Bild und zugleich zentrale Orte des Weltgeschehens. Es spielt sich buchstäblich einiges in ihnen ab! Sie sind Versammlungsorte. Die Man-Khay-Räte sind letztenendes nicht trennbar von dem, was sich an Kommunikation zwischen den Synapsen abspielt. Wir sind sie und sie sind wir. Es ist eigentlich ganz einfach.
Frage: Eine ehrliche Frage: Hältst du deine Einstellung den Dingen gegenüber für verrückt?
Max: Nein, ich bin keineswegs verrückt, sondern lebe in einer tiefen Bewusstheit meiner Handlungen. Leider würde man diese Frage Menschen, die morgens Zucker auf ihr Leberwurstbrot streuen, nicht stellen. Dort wäre sie allerdings tatsächlich angebracht.
Frage: Nocheinmal zurück zu den Madogis: Warum ist eine so starke Differenzierung zwischen Madogiknoten, den ayganyayischen Orten und ihrer bildhaften Beschreibung nötig? Ohne Zweifel entsteht an dieser Stelle eine Beschränkung der Offenheit für jeden Besucher.
Max: Ich kann dem nur mit Einschränkungen zustimmen. Die Differenziertheit liegt in der Vielfalt der Prozesse, durch die Wirklichkeit entsteht, begründet. Sicherlich wird die Fantasiewelt eines Besuchers zunächst durch Projektsprachen, Konkretionen wie Karten, Orten und nicht zuletzt auch durch theoretische Anteile, wie etwa dieses Interview, in eine bestimmte Richtung gelenkt. Es ist aber eher so, wie wenn man eine Fliege am Fenster fängt, um sie davon abzuhalten, sich ihren Kopf an der Scheibe zu stoßen. Man lässt sie durch einen Fensterspalt in die Freiheit fliegen, und es geht ihr besser als zuvor. In diesem Projekt ist es dasselbe. Die hier beschriebene Realität ist existent und übt Einfluss aus, so wie alles in dieser Welt. Es steht jedem frei, dasselbe zu tun und sich der Wirklichkeit, die wir ständig schaffen, bewusst zu werden. Man könnte das Projekt als Wegweiser betrachten, kann darin aber auch auf-, oder untergehen.
Frage: Untergehen?
Max: Es ist so wie im Zen. Bevor du Zen verstehst, siehst du die Dinge als Dinge. Wenn du Zen machst, siehst du die Dinge anders. Wenn du Zen verstanden hast, siehst du sie wieder als Dinge. Ich spreche nicht vom Untergehen im zerstörerischen Sinn, sondern eher im Sinne eines Versinkens im Sein, in den Dingen. Und da gehören wir ja auch definitiv hin. Wir sind ja nichts weiter als ein Stückchen Raum höherer Ordnung - aber das sollten wir zumindest genießen und das Beste daraus machen, solange das Ganze nicht in Verantwortungslosigkeit endet.
Frage: Wohin wird deine nächste Reise gehen?
Max: Oh, das ist eine schöne Frage. Ich werde sie auf Ayganyal beanworten: Sigo orgathin-tib epilayee ke-gedo learuyan.



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